Unser Sohn Stuart Dieter

Stuart Dieter *22.02.1966 in 49393 Lohne Brägeler Pickerweg 18

Jetzt wohnt Stuart in 49453 Dickel Schützenstraße 49

Eltern von Stuart sind: Anni und Otto Rohe

 

Stuart ist unser jüngster Sohn und er ist Junggeselle. Nach einigen schmerzhaften Enttäuschungen in Beziehungen ist er, was eine feste Partnerschaft anbelangt vorsichtig geworden. Vielleicht zu vorsichtig. Das soll aber nicht heißen, dass er sich abkapselt. Nein, das ganz bestimmt nicht. Stuart hat einen großen Bekannten- und Freundeskreis. Diese Freundschaften zu Arbeitskolleginnen und Kollegen und auch zu anderen Freundinnen und Freunden pflegt er und hält sie aufrecht.

Vereinsamen tut unser Nesthäkchen sicherlich nicht. Auch das Nachbarschaftsverhältnis ist gut. Es scheint so, als wenn er zu der Familie Bohlmann ein besonders gutes Verhältnis hat. Im Frühling oder in den Sommermonaten, wenn das Wetter schön ist, dann lädt diese Familie Stuart schon des Öfteren zu einem Grillabend ein, oder sie sitzen einfach so zusammen und trinken einige Flaschen Bier! Das beruht aber auf Gegenseitigkeit. Stuart lädt die Bohlmanns aber auch zu sich ein.

Ich habe Nesthäkchen geschrieben! Das stimmt schon, Stuart hat sein Elternhaus erst verlassen und  ist nach Dickel in sein Haus gezogen, als das Haus schlüsselfertig war! Stuart ist im Dorf Dickel nicht nur beliebt, sondern auch bestens integriert.

 

 Er war so ungefähr der Erste mit, der im Mai 1999 auf einem 1842 Quadratmeter großen Grundstück sich ein Haus hat bauen lassen. Es ist ein Holzhaus, sehr geräumig und in Niedrigenergiebauweise mit automatischer Luftumwälzung!

 

Auf dem Grundstück stehen, nachdem er mehrere Eichen, weil sie innen hohl oder sonst krank waren, von einem Unternehmer hat fällen lassen, noch 12 alte Eichen.

 

Eine alte, große Fachwerkscheune, die unter Denkmalschutz steht hat Stuart sich als Garage, Lagerraum und mit einem separaten Werkraum fertig gemacht. Jedoch vorher musste er schon die zwei alten, morschen Doppeltore gegen Neue ersetzen lassen. Auch das Dach mit den alten Tondachpfannen musste neu eingedeckt werden. Zum Glück waren noch genügend alte Dachziegel vorhanden, so dass die Beschädigten auf dem Dach ausgetauscht werden konnten.

Ein Vorbesitzer des großen Areals wollte sich das alte Fachwerkbauernhaus von Grund auf renovieren. Allerdings wollte er das Haus selbst so langsam, gerade wie seine Zeit es ihm erlaubte sanieren. Aber er hatte Pech. Fast hatte er sein Haus fertig, da brannte sein Traumhaus bis auf die Grundmauern ab. Die Feuerwehr konnte außer der alten Scheune, die direkt neben dem Bauernhaus steht, nichts mehr retten. Hilflos musste er zusehen, wie sein arbeitsträchtiges Werk ein Raub der Flammen wurde. Versichert hatte er das noch nicht fertige Haus nicht. Sein Kapital hatte er in sein ungefähr fertig renoviertes Bauernhaus investiert. Resigniert hat er das Grundstück verkauft und ist weggezogen!

 

Auch die neuen Besitzer haben das Grundstück nicht lange behalten! Jedenfalls Stuarts Arbeitskollege und sein späterer Nachbar wusste, dass das voll erschlossene Baugrundstück verkauft werden sollte. Daraufhin hat Stuart sich das Grundstück angesehen und es gefiel ihm. Als er uns das Grundstück zeigte, da haben wir ihm zugestimmt und ihm geraten es doch zu kaufen, vorausgesetzt, dass es nicht zu teuer ist! Der Kaufpreis war wirklich nicht zu hoch! In Lohne muss man für so ein freigelegenes Grundstück ein Vielfaches auf den Tisch blättern! - Freigelegen, damit meine ich, es kann keiner neben, vor noch hinter seinem Haus bauen! - Sein schönes Haus steht frei und allein, nicht eingeengt wie es in einer Siedlung der Fall wäre. Er hat sehr viel Raum und Platz! Ich bin mir sicher, so manch einer hätte das so günstig gelegene Grundstück brennend gerne gehabt.

 

 

 

Das Grundstück war schon gut, daran gibt es nichts zu meckern. Aber wie sah das aus? Fangen wir mit der Scheune schon mal an! Die war vollgestopft mit nutzlosem Gerümpel. Scheinbar hatte auch ein Gastwirt seine ausgedienten Stühle da hin gebracht, um sie bei Gelegenheit verkaufen zu können, aber die konnte wirklich kein Mensch mehr gebrauchen. Ich will damit sagen, sich darauf setzen, das sollte man tunlichst nicht tun. „Verbrennen wir den ganzen Plunder!“ sagte Stuart. Der Ortsbrandmeister der Dickeler Feuerwehr war damit auch erst einverstanden. Aber als er dann gesehen hat, wie viel auf dem Scheiterhaufen zusammen gekommen war, musste er doch einen Rückzieher machen. Mehr als bei einem Osterfeuer! Das war dem Ortsbrandmeister dann doch zu gefährlich. Also hat Stuart so nach und nach den ganzen Plunder mit einem PKW Anhänger zur Mülldeponie gefahren. Das war erst mal geschafft, aber ein Ende der Aufräumarbeiten war noch lange nicht in Sicht!

Als Stuart einige kaputte Glasscheiben (Scheunenfenster) wechseln wollte, da musste er feststellen, dass zwei Holzrahmen viel zu morsch waren. Glasscheiben in brüchiges Holz setzen, dass ist zum Fenster hinausgeworfenes Geld. Also musste er zwei Fensterrahmen nach Maß anfertigen lassen!

An der Rückseite der Scheune sind noch zwei alte Unikate angebracht worden. Die schönste, rustikale Sehenswürdigkeit ist ein uralter Plumpsklo. In der Außentür ist ganz wie es sein sollte ein Herz geschnitten worden. Die Wände sind ordentlich weiß gestrichen. Anni hat dann noch eine lebensgroße Figur gebastelt, die nun schon einige Jahre auf dem Klosett sitzt und nicht fertig werden kann!

Der zweite Anbau ist ein Minihühnerstall, vielleicht passend für einen Hahn und vier Hühner. Für eine Familie legen die vier Hühner bestimmt genug Eier! Eine Glucke, die sieben bis zehn Eier bebrütet, würde die Hühnerfamilienidylle perfekt machen. Aber Kindergeld vom Staat werden der stolze Hahn und die Kükenmutter sicherlich nicht kriegen!

Auf dem rückwärtigen Gelände seines Grundstückes hat der abgebrannte Vorbesitzer einen Erdwall auffahren lassen. Weil der Wall mit Ziegelsteinen und sonstigen Schutt durchsetzt war - vielleicht hat der Abgebrannte auf diese Art und Weise die Brandreste entsorgen lassen - musste Stuart mit Spitzhacke und Schaufel mühsam den Wall durcharbeiten, die Steine und den Unrat aussortieren und die Resterde verteilen.

Nur gut, dass Stuart sich schon einen PKW Anhänger gekauft hatte, bevor er all den Schutt, die wild wuchernden Sträucher und beim Bearbeiten des Geländes zutage tretenden Schutt abfahren zu können.

Ich erwähnte vorhin die Eichen, die Stuart hat fällen lassen. Das war schon mit erheblichen Risiken verbunden. Besonders die Eichen, die grenznah an einer Straße standen, oder die Bäume, die dicht am Wohnhaus oder die dicke Eiche, die nur wenige Meter hinter der Fachwerkscheune stand. Der Unternehmer musste mit seinen Leuten wirkliche Zentimeterarbeit leisten. Dabei hätte ein einziger Ast genügt, um das Wohnhaus oder das Scheunendach erheblich zu beschädigen. Stuart musste jetzt die vielen kleinen und großen Äste aufsammeln und sauber aufschichten, um sie später mit seinem Anhänger, so wie es seine Zeit zuließ - die Arbeitsstelle hat Vorfahrt - zur Mülldeponie zu bringen. Anni und ich, wir haben ihn mit unseren begrenzten Kräften so gut es uns eben möglich war geholfen! Was können zwei alte Menschen schon machen? Sperrige Zweige schleppen ist Schwerstarbeit! Und eine Eiche hat sehr viele Äste, man kann arbeiten und arbeiten und es nimmt kein Ende!

Um eine ebene Rasenfläche zu bekommen brauchte Stuart sehr viel Mutterboden. Insgesamt hat er vierzig Kubikmeter Mutterboden mit der Schiebkarre verteilt. Das war für ihn wieder eine Knochenarbeit die mehrere Wochen dauerte!

Den Rasensamen einbringen, verbunden mit den dazu gehörenden Arbeitsabläufen will ich gar nicht erst schildern, sondern ich möchte gleich das nächste Verschönerungsprogramm oder Gartengestaltung angehen! Stuart hat seine Grundstücksgrenzen ganz rund umlaufend mit einem Beetband angelegt. Hierfür musste zuerst die Einfassung gelegt werden. Als nächster Schritt erfolgte die Bepflanzung mit vielen Ziersträuchern und mit anderen durchaus ins Konzept passenden Büschen und mit Solitärbäumchen. Sehr, sehr viele Blumenzwiebeln, die den ganzen Frühling für eine einmalige Blütenpracht sorgen, ergeben ein harmonisches Bild. Viele Leute bleiben, wenn sie einen Spaziergang machen stehen, um sich das „Schöne“ anzusehen!

Wenn die Blumen bei Stuart im Frühling blühen ist das ja sehr schön, aber das Unkraut wächst und gedeiht ebenfalls prächtig. Allerdings sehr zum Verdruss von unserem Hobbygärtner. Um dieses Übel abzustellen, hat Stuart sich mehrere große Fuder Geschreddertes gekauft und auf die Rundumbeete verteilt und das Jäten kann er nun getrost vergessen!

Die hohen Energiepreise veranlassen viele Hausbesitzer sich einen Kaminofen zu kaufen. Stuart hat sich 2004 auch so einen Ofen zugelegt. Gutes Eichenholz hat er ja selber und das locker für etliche Jahre. Es ist schön säuberlich und Platz sparend im Holzschuppen gestapelt!

Wenn ich zurückdenke und überlege, was Stuart in den vergangenen Jahren geleistet hat, dann muss ich zugeben, er hat nicht gearbeitet, sondern er hat geschuftet!

Regelmäßig an den Wochenenden kommt Stuart zu uns, um bei Mama zu Essen. Weil Anni und ich sehr früh unser Mittagessen einnehmen, so haben wir dann Zeit und können in Ruhe unseren Mittagsschlaf halten. Da Stuart aber relativ spät zu uns kommt, macht Anni für ihn einen Teller, der randvoll ist fertig! So braucht er sich zwei Tage in der Woche kein Mittagessen zubereiten. Eine kleine Erleichterung ist allemal eine Hilfe!

 

Anna ist aber auch sehr bemüht Stuart zu Helfen. Da unser Kaffee ein kastrierter Kaffee ist, kocht sie für ihn einen Richtigen und da kann der Löffel auch drin stehen! Im Frühjahr oder im Sommer, wenn Anna, Olaf und Josef den Grill angeworfen haben und Stuart ist gerade da, dann bekommt er auch seine Portion! Wir aber auch! Während ich diese Zeilen schreibe, hat sie meinen Fuß, den der Hautarzt geläsert hat, um ein hartnäckiges Hühnerauge zu killen, gebadet und neu verbunden. Dann kam sie und brachte mir einen gebratenen Hähnchenschenkel! Gestern Mittag waren Anni und ich bei Anna und Olaf zu einem festlichen Spargelessen eingeladen. Stuart musste leider Arbeiten!

 An großen Feiertagen, als da sind Weihnachten, Neujahr, Ostern und Pfingsten sind wir, je nachdem wie Anna arbeiten muss am 1. oder am 2. Feiertag eingeladen! Für Stuart macht Anna, wenn er nicht frei hat einen Teller fertig. Das kennt er ja schon von Mama! Wir geben Anna zwar einen guten Rinder- oder Lammbraten, das ist doch klar! Aber das Zubereiten der Speisen, das besorgt Anna. Auch die Suppe, das Gemüse, Kartoffeln, Knödel, Kroketten, verschiedene Salate, Wein und Eis! Und ganz wichtig - ein festlich gedeckter Tisch! Das Auge isst bekanntlich mit! Die vielen netten Aufmerksamkeiten schenkt sie uns mit Liebe und wir fühlen uns nicht an den Rand gedrängt, wie es leider woanders oft genug geschieht!

 Die Hochzeitsdaten von Anna und Olaf habe ich schon erwähnt, aber nun schreibe ich sie in einem ganz anderen Zusammenhang noch einmal!

1991 haben Anna und Olaf die standesamtliche und auch die kirchliche Hochzeit gefeiert! Vor diesen Feierlichkeiten mussten die Zimmer für Anna und Olaf und für die beiden Kinder, Irina und für Josef ausgebaut werden. Das große Kinderzimmer musste ich durchteilen, so dass Irina die eine Hälfte und Josef die andere Hälfte beziehen konnten! Ich habe immer, wenn ich Zeit hatte daran gearbeitet. Die Arbeit wollte und wollte kein Ende nehmen. Für Stuart musste natürlich auch eine Bleibe geschaffen werden.

Die Waschküche und mein geräumiger Werkraum, die bis Dato ein Raum waren, haben wir mit einer Mauer abtrennen lassen. Eine Tür musste eingesetzt werden! Das so gewonnene Zimmer habe ich mit Profilbretter ausgekleidet. Dadurch wirkte es gleich wohnlicher und wärmer!

Jeden Tag habe ich mit Wehmut an Stuart gedacht. Er musste sein schönes, großes Zimmer zugunsten der beiden Kinder Irina und Josef verlassen, um dafür in einem kleinen Notzimmer wieder Quartier zu beziehen!

Während der Ausbauphase hat Stuart ja noch in seinem Zimmer gewohnt, aber als ich anfing in sein Zimmer die erforderliche Zwischenwand einzuziehen, da schaute er mich mit großen, fragenden Augen an und sagte: „Muss ich mir denn jetzt eine andere Wohnung suchen?“ Als er das fragte, da habe ich in meinem tiefsten Inneren geweint. Nur mit Mühe habe ich meine Tränen unterdrücken können. Es wäre besser gewesen, wenn ich geweint hätte und dabei meinen jüngsten Sohn, den ich so sehr liebe umarmt hätte! Aber ich tat es nicht! Statt dessen habe ich ihm erklärt, dass das kleine neu geschaffene Zimmer Unten in naher Zukunft seine Wohnung sei! Und das er so lange bei seinen Eltern wohnen dürfte, wie er es möchte! Stuarts Gesicht entspannte sich und ein zufriedenes Lächeln huschte über sein Gesicht und er sagte: „Das ist schon in Ordnung. Da will ich wohl wohnen. Hauptsache ist, dass ich noch bei euch sein darf!“ Stuart hat sich dann das Zimmer alsbald nach seinem Geschmack eingerichtet. Es war wohl klein, aber trotzdem mit vielen hübschen Details hat er es sich gemütlich gemacht! In dem kleinen Zimmer - im Hotel Mama - gelegen am Waldrand hat er über acht Jahre gewohnt! Aber immer das Ziel vor Augen sich ein Haus zu kaufen oder aber sich selbst ein Haus zu bauen! In den fast neun Jahren, die er in der Villa - Mama - wohnte konnte er sich so manche Mark auf die hohe Kante legen!

Ein Auto hat Stuart sich auch erst angeschafft, als er es unbedingt brauchte! Stuart, aber auch unsere anderen Jungs sind sparsam und in Geldausgeben vorsichtig! Günter kann sein Geld schon etwas eher ausgeben. Er ist wenn er für den Haushalt wie Möbel Geld ausgibt, oder beim Autokauf ein sehr harter und unnachgiebiger Verhandlungspartner, aber in den kleinen Kleinigkeiten ist er doch großzügig. Jedoch das Sparen und Wahren, das haben alle Vier im Elternhaus eingeimpft bekommen.

 Seine Wohnung hat Stuart besser in Schuss, als so manche Hausfrau! Alle Zimmer, von Unten bis Oben sind zu jeder Zeit sauber und aufgeräumt. Die Haushaltgegenstände haben ihren Platz und sind nach getaner Arbeit da, wo sie hingehören, an ihren Platz.

Die immer wiederkehrenden typischen Hausfrauenarbeiten, wie die Mahlzeiten zubereiten, das Putzen, Waschen, Bügeln, die Fenster sauber halten, diese vielen Tätigkeiten nehmen schon eine enorme Zeitspanne in Anspruch! Aber wer ein Eigenheim hat, der weiß, wie viel Zeit er investieren muss, um das Haus nicht verkommen zu lassen. An den Häusern, die ein, zwei oder vielleicht noch länger unbewohnt sind, an diesen Immobilien sieht man, wie der Zahn der Zeit an allen Ecken und Kanten nagt und frist! Und seine Scheune will noch mehr beachtet und gestreichelt werden wie sein Wohnhaus!

 

Ja und sein Garten, sein Park und Paradies, darüber habe ich schon geschrieben, nur das Eine möchte ich noch hinzufügen. Seit dem Sündenfall von Adam und Eva heißt es: Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen! Dazu zählen alle Arbeiten, ja sogar der Urlaub, den der Mensch sich im Erwerbsleben oft genug schwitzend erkauft hat und trotzdem mit unterschwelligen nagenden Schuldgefühlen seine Freizeit antritt, weil er nicht sicher sein kann, ob er im nächsten Jahr sich zu den glücklichen zählen kann, die einen festen Arbeitsplatz haben!

Nach seiner Schulentlassung erlernte Stuart bei der Firma Krapp in Lohne (Küchen, Eisenwaren, Werkzeug und Freizeitmöbelcenter) den Einzelhandelskaufmannsberuf. Die Abschlussprüfung hat er glänzend bestanden und wir waren mit ihm in Oldenburg, wo ihm die Siegerurkunde überreicht wurde.

Sein Chef sagte, er wolle mit uns nach Oldenburg fahren, um an der Preisverleihung teilzunehmen! Jedoch kurz vor der vereinbarten Abfahrtzeit rief er im Büro an und er ließ uns mitteilen, dass er nicht mitfahren könne. Eine kurzfristig angesetzte Besprechung mit einem wichtigen Kunden mache es ihm nicht möglich mit nach Oldenburg zu fahren. Einen Firmenwagen durfte Stuart nehmen, wie hätten wir sonst auch nach Oldenburg kommen sollen? Wir hatten ja noch kein Auto! Die Siegerehrung hatten die dafür Verantwortlichen wirklich gut und feierlich ausgerichtet. Und stolz machten wir uns danach auf den Heimweg!

In Vechta hatte ich die Idee, dass wir den Kraftstofftank doch auffüllen könnten! Besser wäre es gewesen, wir hätten den Wagen ohne zu tanken bei Krapp abgeliefert und wären mit unseren Rädern schön brav nach Hause gefahren! Sind wir nun mal aber nicht und das Missgeschick nahm seinen Lauf! An der Tankstelle angelangt stellte sich die Frage, was müssen wir nun tanken? Benzin oder Diesel? Mama meinte, ob das nicht egal sei! Nee, das ist dem Motor nicht schnurzegal! Er reagiert, wenn er nicht das bekommt, womit er groß und stark geworden ist ausgesprochen beleidigt und ist stinksauer. Stuart und ich, wir einigten uns leichtsinnigerweise auf Diesel! Warum und weshalb? Das ist doch sonnenklar, dies ist ein Vertreterwagen der viel gefahren wird und auch auf langen Strecken billig und wirtschaftlich sein muss. Also Diesel! Wir machten den Tank randvoll, was macht das schon? Wir waren schließlich in Siegerlaune! - Fatal - Anstatt seine Klappe hoch zu machen, um nachzusehen ob es ein Männchen oder doch ein Weibchen ist, vertrauten wir blindlings unserer nicht hieb und stichfesten Logik! Jedenfalls unsere Hochstimmung verdarb uns diese lahme Ente gründlich! Nach vielleicht fünfzig Metern kriegte es das Stottern und blieb, vorher noch eine schwarze Rauchwolke ausstoßend muckmäuschenstill stehen!

Nun hatten wir den Salat und wussten, dass unsere Ente (VW Polo) zwar säuft wie ein Schluckspecht, sich aber noch lange nicht zufrieden gibt mit billigen Fusel! Es gab für uns keine Alternative. Wir mussten unseren fahrbaren Untersatz zur Tankstelle schieben. Der Mann von der Tankstelle, oder wir können ihn auch Therapeuten in seiner Praxis nennen, weigerte sich beharrlich unserer Ente den Magen auszupumpen! Erst als wir uns bereiterklärten die Behandlungskosten voll übernehmen zu wollen, fing er mit der Therapiemaßnahme an!

 

Die Kosten für die Behandlung kann ich nicht beziffern, nur soviel, den abgepumpten Fusel, den unsere Feinschmeckerente nicht mochte, den wir ja schon bezahlt hatten, beanspruchte er für sich als Honorar. Und damit der Gesundungsprozess auch zügig vorangehen konnte, mussten wir sein Inneres wieder bis zum Stehkragen mit der Medizin, die er vertragen konnte füllen.

 

Und siehe da: Nach einigen unschönen Rülpsern schnurrte er wie ein Tiger und brachte uns wohlbehalten zu Stuarts Brötchengeber. Schließlich hatten wir jetzt auch einen Tiger im Tank. Das versuchte uns jedenfalls die damalige Werbung glaubhaft zu machen, aber die Sprungkraft - Schubkraft - eines Tigers konnten wir nicht feststellen. Stuart musste das Pedal schon durchdrücken, um die Kiste auf Touren zu bringen!

Nach dieser Ausbildung hat Stuart noch mal die Schulbank gedrückt und er hat sein Wirtschaftsfachabitur gemacht.

Den Wehrdienst hat Stuart verweigert und er hat die Zeit genutzt und ist Rettungsassistent geworden. Das Bild "Stuart beim Retten" war sein erster wirklich schwerer Rettungseinsatz. Wie in dem Zeitungsbericht ja steht, ereigneten sich drei Unfälle kurz hintereinander. Bei allen drei Unfällen hat Stuart geholfen.

Weil Stuart die Arbeit im sozialen und im medizinischen Bereich so gut gefiel, hat er den Krankenpflegerberuf erwählt. Stuart war der einzige männliche Kursteilnehmer und er war der erklärte Liebling bei den weiblichen Kursteilnehmerinnen. Sie nannten ihn liebevoll "unser Stui". Im April 1992 hat er seine Prüfung mit "Sehr gut" bestanden.

Nachdem er im Lohner Krankenhaus eine Zeit lang auf den einzelnen Stationen gearbeitet hat, wurde er auf der urologischen Station eingesetzt. Diese urologische Station ist ein sehr arbeitsintensiver Bereich. Auf dieser Station hat Stuart mehrere Jahre gearbeitet. Um sich weiterzubilden hat Stuart sich in Lohne als Pfleger auf der Intensivstation oder aber um eine Stelle als OP-Pfleger beworben. Die Krankenhausverwaltung teilte ihm aber mit, dass leider vorläufig keine Planstelle frei sein würde. Man versicherte ihm aber, sobald eine Stelle frei sei, sollte er sie auch mit Sicherheit haben. Aber wie es nun einmal so ist, keiner gibt eine so gut bezahlte Arbeit ohne zwingenden Grund auf.

Stuart hat sich, um weiter zu kommen im Diepholzer Krankenhaus um eine Stelle als OP- oder aber um eine Stelle als Intensivpfleger beworben. Ohne Zeugnisse geht heute ja auch nichts mehr, aber als die Verwaltung und die für diese Bereiche zuständigen Ärzte sein Zeugnis, auch die vom Lohner Krankenhaus gesehen haben, hat man ihm sofort eine Stelle als OP-Pfleger angeboten und das sogar mit einem festen Vertrag. Üblich sind bei Neueinstellungen sonst in der Regel immer befristete Zeitverträge. Jedenfalls in den ersten Jahren wird das so gehandhabt.

Anni und ich, wir waren total überrascht als Stuart uns mitteilte, dass er nicht mehr im Diepholzer Kreiskrankenhaus bleiben würde. Die Arbeit als OP-Pfleger mochte er zwar gerne tun, aber die Zusammenarbeit mit einem leitenden Chirurgen war, so wie sich der Arzt aufführte und benahm kaum zu ertragen! Von einer partnerschaftlichen Teamarbeit, die im OP-Bereich so wichtig, eigentlich unerlässlich sein sollte, konnte keine Rede mehr sein. Wegen diesem Arzt sind bereits drei OP-Pfleger vor Stuart weggegangen. Alle vier OP-Pfleger konnten und wollten sich die gemeinen Ausfälle dieses Arztes nicht länger anhören.

Als Chirurg war der Arzt sehr gut, aber ansonsten war dieser Mann ein nicht zu ertragendes Ekelpaket. Seine Mobbingattacken waren der Krankenhausleitung zwar bekannt, der Chefarzt war aber nicht in der Lage den mit sich selbst nicht zufriedenen Nörgler zu stoppen. Nach einer Aussprache mit seinen Vorgesetzten benahm er sich für eine kurze Zeit halbwegs zivilisiert, aber dann fing das Theater wieder von vorne an. Dabei war Stuart bei den anderen Chirurgen wegen seiner Tüchtigkeit ein geschätzter Mitarbeiter.

Ein Augenarzt in Diepholz, den Anni und ich regelmäßig aufsuchen, fragte uns bei unserem ersten Besuch, ob wir die Eltern von Stuart Rohe seinen? Als wir das Bejahten sagte er: „ Stuart ist, wenn ich im Diepholzer Krankenhaus operiere mein bester Partner!“ So ein dickes Lob haben wir mit Freuden und Genugtuung aufgenommen! Aber was nützt das, wenn ein Querkopf alles Positive zertrampelt!

Stuart hatte ein längeres Gespräch mit der Klinkleitung und hat offen gesagt, dass er mit diesem Arzt ab sofort nicht mehr zusammen arbeiten könne, weil er (Stuart) wegen der unbegründeten und den unbeherrschten Wutausbrüche bereits krank geworden sei und sich in ärztlicher Behandlung begeben müsse! Außerdem hat er der Klinikleitung mitgeteilt, dass er sich bei der Klinik Schloß Haldem, die zuständig ist für den Maßregelvollzug und zur Behandlung und Rehabilitation Suchtkranker beworben hat. Die Diepholzer Klinik hat Stuart daraufhin, um ihn doch noch zu halten einen Arbeitsplatzwechsel innerhalb des Hauses angeboten! Er könne, wenn er wieder gesund sei sofort auf der Inneren Abteilung (Station) des Hauses anfangen!

Nach vierzehn Tagen bekam Stuart einen Arbeitsvertrag von der Klinik Schloß Haldem zugeschickt mit der Bitte doch möglichst schnell zu kommen! Aber das war gar nicht so einfach. Zuerst musste er sich von seinem Arzt wieder die volle Arbeitsfähigkeit attestieren lassen. Aber das größte Hindernis war die Einhaltung der vorgeschriebenen Kündigungsfrist. Jedoch die Diepholzer Krankenhausverwaltung zeigte sich offen und verständnisvoll! Um seinen Arbeitsplatzwechsel nicht zu blockieren, nach dem definitiv klar war, dass er nicht in Diepholz bleiben möchte, weil Stuart so oder so mit diesem unliebsamen Chirurgen in Kontakt kommen würde, erlaubten sie Stuart die Kündigung passend zu gestalten, so dass er, wie die Klinik in Haldem es möchte am 15. November 2005 sein erster Arbeitstag war!

Die Probezeit von sechs Wochen hat Stuart ohne Schwierigkeiten gut gemeistert. Schließlich ist es nicht so einfach mit straffälligen und suchtkranken Menschen umzugehen!

Sein volles Weihnachtsgeld hat Stuart auch bei diesem Arbeitsplatzwechsel erhalten!

Die Frühjahrskirmes und das Lohner Schützenfest sind vorbei und es geht auf Stoppelmarkt zu. Ehe es einem bewusst wird, beginnt die Adventszeit und schon ist das Jahr vorbei.

Stuart hat noch vor Advent sein erstes Jahr auf seiner neuen Arbeitsstelle mit seinen Schützlingen, die er zu betreuen hat erfolgreich gemeistert.

Die Einarbeitungszeit ist vorbei und er kennt mittlerweile die vielen Tricks und Kniffe, die die Patienten anwenden, um sich Vorteile zu verschaffen und wenn dieser Vorteil auch noch so gering ist. Die Leute legen es darauf an die Betreuer übers Ohr zu hauen. Aber Stuart ist hellhörig und Clever genug, er lässt sich nicht linken!


Stuart ist leider plötzlich und unerwartet am 26. Juni 2022 im Alter von nur 56 Jahren verstorben.

Er wohnte zu diesem Zeitpunkt bereits 10 Jahre in Syke. Sein Haus in Dickel  hatte er verkauft.

Das Haus war ihm zu groß, auch das große Grundstück machte ihm zu viel Arbeit. Für uns war sein plötzlicher Tod ein riesiger Schock und wir vermissen ihn sehr!